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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 12.06.2016


Schau mich nicht so an - Regie und Drehbuch Uisenma Borchu. Kinostart: 16. Juni 2016
Helga Egetenmeier

Eine Jurte in der Mongolei ist Hedis Vergangenheit, doch jetzt wohnt sie allein in einem Mietshaus einer deutschen Großstadt. Dort lernt sie durch die fünfjährige Sofia deren Mutter Iva kennen...




...und die beiden Frauen kommen sich schnell näher. Regisseurin und Drehbuchautorin Uisenma Borchu, selbst mit mongolischem Hintergrund, lässt beeindruckend viel Raum für Interpretationen, die nicht durch Worte geleitet werden, sondern über den Blick der Kamera.

Uisenma Borchu lässt in ihrem Spielfilmdebüt, in dem sie auch eine der Hauptdarstellerinnen ist, das intime Leben von zwei jungen Frauen aufeinandertreffen. Beide leben als Single im gleichen Haus, Iva ist alleinerziehende Mutter und von Hedi wird nur verraten, dass sie arbeiten geht. Sie scheinen bei ihrem Sex mit Männern nicht glücklich zu sein. Ihr schnell entstandenes Begehren füreinander, zu Beginn mit Nähe und Wärme gefüllt, driftet in ihren Bedürfnissen jedoch bald auseinander.

In wechselnden Perspektiven erleben die ZuschauerInnen die Entwicklung und Veränderung der Beziehung zwischen Hedi und Iva. Beklemmende Gefühle kommen auf, als sich Hedi mehr der kleinen Sofia zuwendet. Die in der Gegenwart spielenden Handlungen folgen dabei nicht immer einer linearen Struktur und so entsteht ein Bild der Figuren, das sich kohärenten Identifikationsschemata verweigert.

Als "die Andere" angeschaut zu werden, ist der in der Mongolei geborenen Uisenma Borchu nicht fremd. Im AVIVA-Interview erzählt sie darüber und über ihre Intentionen als Filmemacherin, ihre Beobachtung von Frauen und ihrem Wunsch, durch ihren Film Spannungen zwischen der Leinwand und den ZuschauerInnen zu erzeugen.

AVIVA-Tipp: Ein Film, der zur Interpretation von Beziehungen und Identitäten einlädt und die Besonderheiten des Begehrens nicht am Geschlecht festmacht. Hintergründig und durchaus mit Humor, regen die Leerstellen in den Biografien der Figuren bereits während des Schauens zu Spekulationen an, die nach dem Verlassen des Kinos durchaus spannend weitergehen.

Auszeichnungen für "Schau mich nicht so an":
FIPRESCI Preis 2015 auf dem Internationalen Filmfestival München als bester Film der Reihe Neues Deutsches Kino
Bayerischer Filmpreis 2015 für Beste Nachwuchsregie
Special Mention auf dem Internationalen Filmfestival REC Tarragona, Spanien
Most Promising Talent Award 2016 in Osaka, Japan
Hauptpreis der Stadt Magdeburg bei den Filmkunsttagen Sachsen-Anhalt 2015
Mongolian Woman of the Year 2016 for Arts//Culture

Zur Regisseurin, Drehbuchautorin und Hauptdarstellerin: Uisenma Borchu wurde 1984 in Ulaanbaatar, Hauptstadt der sozialistischen Mongolei, geboren und zog 1988 mit ihrer Familie in die DDR. Ihre Mutter erhielt dort Ende der 80er Jahre den Auftrag, mongolische StudentInnen zu betreuen, da sie in den 70er Jahren in Ostberlin studiert hatte. Damit war ihre Mutter die Erste aus ihrer NomadInnenfamilie, die ins Ausland ging.
Uisenma wurde seit früher Kindheit in ihrem Schulalltag mit Ausgrenzung konfrontiert. Aufgewachsen mit der deutschen Sprache und Kultur, wurde sie gleichzeitig auch mongolisch erzogen und erhielt durch die Eltern Zugang zu der Kultur der NomadInnen. In Mainz studierte sie zwei Jahre Französisch und Geschichte und begann danach 2006 das Studium "Dokumentarfilm und Fernsehpublizistik" an der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film. Sie hat bereits Dokumentarfilme und Werbespots gedreht.
"Schau mich nicht so an" ist ihr Abschlussfilm.
(Quelle: Uisenma Borchu)

Schau mich nicht so an
Deutschland, Mongolei 2015
Regie und Drehbuch: Uisenma Borchu
DarstellerInnen: Uisenma Borchu, Catrina Stemmer, Anne-Marie Weisz, Chimge Tsevelsuren, Josef Bierbichler, u.a.
Verleih: Zorro Film
Lauflänge: 88 Minuten
Kinostart: 16.06.2016
www.uisenma.com

Weiterlesen auf AVIVA-Berlin:

Unser Interview mit Uisenma Borchu



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Beitrag vom 12.06.2016

Helga Egetenmeier